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Portugal im Norden 2025

  • Chef
  • 16. Nov. 2024
  • 8 Min. Lesezeit


Wenn sich das Jahr zum Ende neigt, dann steht wieder mal eine Time Out in Portugal an. In den letzten beiden Jahr waren wir nach Lissabon geflogen. Nach ungefähr 20 Jahren (es gibt sogar noch ein Tagebuch aus 2004) kommen wir im November wieder nach Porto. Und fahren direkt weiter....


Erste Tage im Norden

Braga ist unsere erste Station, eine gute Autostunde von Porto. Wir haben eine nette und große Wohnung in guter Lage und das Stadtzentrum ist nicht weit. Perfekt in Portugal ist, dass die meisten Lebensmittelgeschäfte 7/7 offen sind. Also muss man sich nie um die Verpflegung sorgen.


3.11. Exkursion an die Küste

Wir fahren nach Barcelos. Das ist die Stadt aus der der berühmte portugiesische Hahn kommt. Traumhaftes Wetter und es gibt den ersten Cafe. Der Jakobsweg führt durch Barcelos. Laut Schild sind es noch knapp 200 km bis Santiago de Compostela.


Unser Ziel ist Viana do Castelo. Direkt an der Küste mit einer historischen Altstadt und dem Santuário de Santa Luzia - einer Kirche, die hoch über der Stadt thront. Ein Rundgang durch die Stadt und die Fahrt mit dem Elevator (hoch und runter) zur Kirche macht hungrig. In einer kleinen Altstadt Kneipe finden wir Tripas (zwischen den Bohnen) und Boquerones.



Ponte de Lima, eine der ältesten Städte in Portugal, ist immer einen Abstecher wert.

Einschub zur Geschichte: 'Von den Römern „Lethe“ genannt, rankten sich um den Lima in der klassischen Mythologie Legenden als Fluss des Vergessens und der Hinterhältigkeit. Dieser Mythos wurde im Jahr 137 v. Chr. durch den römischen Prokonsul Decimus Iunius Brutus Callaicus zerstört, als der Fluss den Vormarsch seiner Truppen verhinderte. Er durchquerte ihn allein und rief seine Soldaten nacheinander beim Namen. Die Soldaten, erstaunt, dass der General sein Gedächtnis behalten hatte, durchquerten unbesorgt den Fluss und zerstörten so den Mythos der Lethe. (Quelle: wiki)'.

Seit dem 2. Jahrhundert vor Christus führt hier eine Römerstrasse durch. Einen Flussübergang zu römischen Zeiten gibt es vermutlich seit dem 1, Jahrhundert. Die mittelalterliche Brücke ist seit 1370 fertig gestellt. Wer genau hinschaut sieht noch den Prokonsul auf seinem Pferd sitzend im Wasser stehen.

....... auf der anderen Seite schauen die Legionäre doch etwas skeptisch zum anderen Ufer hinüber.

Gerade noch genug Licht um bei flach stehender Sonne zu fotografieren.


4.11. Braga

Weltbekannt für den Treppenaufgang und die Kirche am Ende der Treppe: Bom Jesus do Monte. Ein herrlicher Blick über die Stadt. Sind hier auch schon mal hochgelaufen. Sehr interessant ist der alte wasserhydraulische Schrägaufzug "Bom Jesus Funicular". Das Prinzip: Die Kabine, die oben am Berg hängt wird mit ca. 6000 (!) Litern Wasser betankt und zieht damit die untere Kabine den Berg hoch. Unten angekommen wird das Wasser einfach abgelassen und dann die andere Kabine betankt. Das funktioniert schon seit 1882.



Ein cooles Lunch in einer Kneipe am Stadtrand bringt uns über den Tag. Am späten Nachmittag schlendern wir noch durch die Innenstadt von Braga. Nicht soviel los. Irgendwo gibt es ein Sagres oder ein Superbock bevor es dann Abends ein kulinarisches Highlight in der Filho do Mae gibt. Wir geniessen ein sehr gutes Essen. Tartar, Ceviche und zusammen ein Entrecôte de Novilho (500g).




Lamego und Umgebung

Die Strecke führt nach Südosten und geht ziemlich durch die Berge. Über eine unbefestigte Strasse finden wir die Casa do Penedo. Ein kleines Haus zwischen 2 Felsen. Man muss schon zweimal schauen bis man die Struktur erkennt. Die Besichtigung klappt nicht - zu kurzfristig - ans Haus kommt man auch nicht, weil eingezäunt - und es regnet dazu. Interessant, vielleicht für ein anderes Mal. Ziemlich abgelegen. Die inzwischen dort in unmittelbarer Nähe installierten (sehr) großen Windräder stören ziemlich.


5.11. Casa Filipe

Nach einem regnerischen Tag auf der Strasse gehen wir in der Casa Filipe zum Abendessen. Ein verstecktes Familienrestaurant mit bodenständiger Küche. Das Netz hilft bei der Übersetzung, so ungefähr halt. Es klappt nicht immer siehe im Bild links "Wurstreis". Wir riskieren Nichts. Es gibt einmal Pulpo und einmal Lachs. Und wenn die Schlacht geschlagen ist: Einen Cafe, einen Tawny und einen CRF.



6.11. Wanderung um Sande

Eine schöne, bergige Tour durch Weinberge rund um einen kleinen Ort. Entlang einem Stausee und zweimal unter der Autobahn hindurch.

Die Rokoko Kapelle in Lamego zieht die meisten Touristen hierher. Über 600 Treppenstufen geht es hoch. Die Touristenbusse fahren direkt hoch zur Kapelle. Im November sind es wenige Besucher.


7.11. Grosse Douro Runde

Von Peso da Régua geht es im Uhrzeigersinn durch und um das Douro Tal. Sehr wenig Verkehr, landschaftlich sehr schön. Die Reben sind abgeerntet und die Arbeit in den Kellern hat begonnen. Es ist DAS Touristen Gebiet. In Pinhao sind der Cafe und Pastel de Nata doppelt so teuer als sonst. Dafür wenigstens gleich gross.

Die Landschaft ist wirklich eindringlich. Die steilen Weinberge bis hoch an die Kämme und unten im engen Tal der Douro. Sehenswert.


Irgendwo habe ich etwas über ein kleines Weingut hoch über Pinhao gelesen. Kein Hinweisschild, nur im Internet mit der Anschrift zu finden. Wir verpassen den Abzweig bei ersten Mal, weil es eher nach einem Feldweg aussieht und nicht wie eine Zufahrt. Dann fahren wir doch hinunter: Steil, eng und unbefestigt ist die Zufahrt zum Weingut Poeira. Keiner da und der Hofhund macht sich nicht mal die Mühe aufzustehen. Der Keller ist offen und die Temperaturkurven des 2024er Portweines hängen an den Gärtanks. Den Eigner erreicht Anita über die Mobilnummer und wir bekommen die Adresse, wo es die Weine von Poeira zu kaufen gibt.


Wer so viel unternommen hat, darf auch gut zum Essen ausgehen. Im Jardim da Zita geniessen wir den Service und das Essen. Als ich einen CRF (Portugiesischer Brandy) bestelle gibt er alles. Brandy dekantieren, dann am Tisch flambieren und anschliessend servieren. Trotz der ganzen Zeremonie ist der Brandy günstiger als der 10jährige Tawny Port.




Chestnut House und Hinterland

Ein besonderes Erlebnis - Ein ganzes Haus. 25 qm gross. Auf 6 Ha Gelände. Die Erwartung ist gross.

Dazu fahren wir weiter nach Südost. Nicht mehr weit bis zur spanischen Grenze. Sonst nur Landschaft. Man weiss ja nicht was so alles passiert. Also besorgen wir uns die notwendigen Vorräte für 2 Tage. Davor ein Mittagessen auf dem Land. Lauter "locals" bodenständige Küche - 20 EUR für 2 Personen.

Das Chestnut House ist in allen Architekturzeitungen zu finden. Genug Platz für 2 Personen und 2-3 Tage. Die Terrasse davor verdoppelt die Fläche. Die Küche ist mit einer Flamme zum Kochen zu klein. Das Bad ist einen halben Quadratmeter zu klein geraten. Der Rest ist voll ok. Abgeschieden und sehr ruhig.

Das Frühstück ist grandios. Jeden Morgen kommt ein voll gefüllter Picknick Korb. Alles was man braucht und mehr. Auspacken, Beipackzettel lesen und in der Sonne frühstücken. Das Sagres gab es alledings erst am Abend auf der Porch mit dem Blick ins Land.


9.11. Marialva

Manchmal entdeckt man auch Neues, wenn man sich treiben lässt. Marialva ist einer von 12 historischen Orten in Portugal. Es sind eher abgelegene Ort mit historischen Altstädten, die es zu schützen gilt. Marialva ist seit dem 6. Jhd v. Christus besiedelt und hat eine gute 1000 Jahre alte Burg mit Stadtanlage. Sehenswert. Und es gibt ein nettes Bistro. Zeit für eine Portion Pico Pao, einen Ziegenkäse mit Honig und Walnüssen. Dazu einen Vinho verde.



Podentes, Coimbra und zurück zur Kultur

Wir bewohnen ein ganzes Haus südlich von Coimbra. Eigentlich sollte man hier mehr als 2 Tage verbringen. Glatte 10 Punkte.


10.11. Anfahrt über Piodao

Piodao gehört auch zu den historischen Orten und liegt ziemich tief, bzw. hoch in den Bergen. Pittoresk, aber (zu) touristisch. Zuviele fliegende Händler und Verkaufsbuden am Ortseingang. Kann man sich mal ansehen, aber ist kein "Must have seen". Dafür ein Erlebnis sind die Strassen zum Dorf und auf der Weiterfahrt.


11.11. Coimbra

Wir betreten die Stadt nicht zum ersten Mal. Natürlich ist die Stadt und die Universitätsbibliothek Joanina ein Magnet für Besucher. Und was früher noch ging und frei zugänglich war - oder wenig besucht wurde, dort benötigt man heute Wartelisten oder/und es kostet Eintritt. Wir schlendern durch die Stadt, schenken uns die Bibliothek, wiederentdecken ein Cafe in der Altsadt und gehen dann in einer Nebenstrasse wieder mal ausgesprochen günstig zum Lunch ins "O Manel". Do what the locals do! Mittagessen, Wein, Cafe und Port für 17,50 EUR für 2 Personen. Der Cafe kostet hier gerade mal 50 Cents. Die Speisekarte ist unten in der Mitte.


Porto

Die kleine Kapitale im Norden. Es sind auffallend viele Besucher in der Stadt. Es ist ja immerhin schon November. Wir wohnen direkt neben dem berühmten Sao Bento Bahnhof. Zentral in einer schönen Etagenwohnung. Gut für Exkursionen zu Fuss, aber nicht um das Auto vor der Rückgabe am Flugplatz vom Gepäck zu befreien. Sackgassen, Durchfahrtsverbote und Einbahnstrassen in Verbindung mit zahlreichen Baustellen lassen alle verfügbaren Navigationssysteme scheitern. Warnblinker an, ist zwar Halteverbot, aber keine Alternative erkennbar. Ich bleibe im Auto und Anita bringt das Gepäck zur Wohnung. Angekommen.


13.11. Stadtrundgang

Nein, keine Führung und auch kein Hop-on Hop off Bus. Wir gehen zu Fuss los und lassen uns treiben. Vom oberen Deck der alten Stahlbrücke Ponte Dom Luis I. bietet sich ein toller Blick auf den Douro und Vila Nova de Gaia am linken Ufer gegenüber von Porto.


Die Ponte Pia Maria wird 1877 von Gustave Eiffel gebaut. Es ist eine reine Eisenbahnbrücke, die 1991 ausser Betrieb geht und seither gesperrt ist. Die Planung und Ausführung macht Théophile Seyrig, ein damaliger Partner von Eiffel. 1879 trennen sich die beiden. Seyrig wechselt zu einem belgischen Unternehmen und gewinnt im gleichen Jahr die Ausführung für die heute noch intensiv genutzt Ponte Dom Luis I., die 1886 in Betrieb geht (auf dem Bild rechts im Vordergrund zu sehen). Obwohl seit 30 Jahren niemand die Ponte Pia Maria nutzt, werden die beiden Brücken häufig verwechselt.


Wir gehen die Treppe hinunter ans linke Ufer. Hier sind (fast) alle Portwein Kellereien. Und sie zeigen fast alle dasselbe. Zumindest die populären und einfach erreichbaren Kellereien. Interessanter ist wieder das Hinterland. Schnell werden die Treppen steil und die Wege eng und menschenleer. Und das Auto abstellen ist eine Angelegenheit für Nervenstarke. Wir machen einen kurzen Halt bei Cockburn. Im Tasting Room sind wir die einzigen Gäste. Nebenan stehen die grossen Holzfässer. Sie sind im Einsatz, wie man an den angebrachten Tafeln sieht.

Nach einem kurzen Tasting finden wir eine Eckkneipe die tatsächlich "bifanas" anbietet. Das Brötchen vertreibt den Hunger und gleicht den Portweinspiegel wieder aus.


Auf dem Rückweg zur Wohnung kommen wir an der Buchhandlung Lello vorbei. Die Livraria Lello ist eine der schönsten Buchhandlungen der Welt, mit einer wunderschönen Einrichtung im Jugendstil und einer neugotischen Fassade. Das steht im Reiseführer. Das deckt sich auch mit unserem Eindruck von vor 20 Jahren. Heute kostet die Buchhandlung Eintritt (!). Selbst im November steht eine lange Schlange Menschen davor, die darauf warten für ein paar Minuten hinein zu dürfen um sich im Gedränge portugiesische Bücher anzusehen, die sie nicht lesen können. Never go back (1).


Wir haben für den Abend einen Tisch in der Cantinho do Avillez reserviert. Jose Avillez macht gute Geschäfte mit einer standardisierten Küche und mit offenbar wenig Varianz. Das Essen ist zweifellos gut zubereitet. Allerdings ist die Karte in Porto identisch mit der aus Cascais vor einem Jahr.


14.11. Der Rest

Der Mercado Bolhao ist echt sehenswert. Ein tolles Angebot von Lebensmitteln unter den überdachten Marktständen. Sardinen und Thunfisch in Dosen sind mehr als Fischkonserven. Hier ist es ein Kult und unglaublich sind die Verpackungen und die Preise. Anita kauft noch in der Altstadt die Original Blechformen für Pasteis de Nata. Sonst werden die nichts.


Wir fahren dann mit der S-Bahn bis zum Stadion des FC Porto. In der Nähe soll ein spektakuläres Dach über dem Grossmarkt zu sehen sein. Das Projekt ist wohl mehrere Jahre verspätet...und der Weg umsonst. Allerdings führt er uns in die Vorstadtkneipe Manuel do Abade. Mittagessen aus dem Tagesangebot. Ich nehme eine Francesinha (ist ja auch eine Nationalspeise in Portugal) und Anita die Cozido aus dem Angebot - eine ziemlich rustikale Schlachtplatte. Die halbe (!) Portion für 8 EUR (siehe Bild) sieht aus wie eine ganze Mahlzeit.



Zum Schluss noch ein Hinweis: Möge mein Rat dem geneigten Leser helfen. Ein Besuch im Instituto dos Vinhos do Douro e Porto ist Zeitverschwendung. Die Ausstattung und das Angebot sind noch ärmlicher als im Instituto in Lissabon und ganz, ganz weit entfernt vom Glanz alter Tage. Never go back (2).



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